Projekt CRC 2021 – Honda VT500

Der Anfang

Die Challenge wurde bereits hinreichend vorgestellt, noch mal ganz kurze Fakten:

Das Basismotorrad darf maximal 999€ kosten, die weiteren Kosten für Verschleißteile und Umbau sind auch gedeckelt, Gesamtbudget 2021€. Alle Arbeiten (außer Sicherheitsrelevante) sind vom Erbauer selbst auszuführen, Hilfe von Profis aus dem Freundeskreis gilt als Beschiss und wird laut Reglement geahndet 😊

Also total ernste Sache das Ganze.

Meine Suche nach einem geeigneten Basismotorrad gestaltete sich wie folgt:

Ich wollte ein möglichst zuverlässiges Motorrad haben, welches eine gültige Überprüfung einen guten Gesamtzustand aufweisen soll.

Ein bisschen Herausforderung wollte ich auch, die üblichen Verdächtigen wie SR, CB, GN, BMWs usw… schieden aus, ich wollte ein Motorrad, welches noch nicht so oft umgebaut an jeder Ecke steht.

Eine Zweiventilboxer BMW wäre ohnedies mit dem Budget nicht drin gewesen.

Im österreichischen Verkaufsportal WILLHABEN ganz einfach mal folgende Suchfilter eingegeben:

Motorrad, über 125ccm, bis 1200€ (handeln muss drin sein, Österreich grenzt doch an den alten Ostblock).

VT500E gefunden

So was fuhr mein Physik- und Matheprofessor während meiner HTL Zeit.

Damals extrem uncool, aber nachdem ich genau diesen Professor heimlich für ein Genie halte (und auch damals schon hielt) MUSS dies ein gutes Motorrad sein.

Was spricht dafür?

  • Unkaputtbarer 52°V2 mit Dreiventiltechnik – der Urvater einer ganzen Motorenfamilie
  • Dezenter Wasserkühler, aber Kühlrippen am Motor – sprich – ein schöner Motor
  • Kardan – immer noch interessante Technik
  • Eine gekapselte Scheibenbremse vorne – richtig selten
  • Und natürlich der Zustand – sah auf den Bildern richtig gepflegt aus
  • Gültige Überprüfungsplakette
  • Reifen mit ausreichend Profil – auf den ersten Blick neuwertig (dazu später mehr).

Also den Verkäufer angerufen und besichtigt.

Der Verkäufer ein wirklich sehr netter Kerl, das Motorrad exakt wie beschrieben – da passte alles.

Als dann bei gezogenem Choke der Motor sofort und mechanisch leise seine Arbeit aufnahm und das mit sonorem, nicht lautem V2-Sound, war es um mich geschehen. Ich gebs ja zu, V2 waren immer MEINE Lieblinge. Da brauchte ich gar keine Probefahrt, welche eh nur im rutschigen Parkhaus möglich gewesen wäre.

Über den Kaufpreis war schnell verhandelt, von 1190€ in der Annonce zu 850€ war überraschend nicht so hart, da eben zwei weitere VTs um 800€ (in sicherlich nicht so gutem Zustand) inseriert waren.

Am nächsten Tag gleich angemeldet und abgeholt.

Die erste Fahrt

Schon beim Rollen durchs Parkhaus fiel mir gleich der heulende erste Gang auf. Durch die Stadt zusätzlich, dass beim Hochschalten der dritte Gang ordentlich hakte. DAS war so nicht der Plan – Motor komplett zerlegen zur Getriebereparatur war nicht vorgesehen.

Verdammt – hätte doch Probefahren sollen.

Das der Druckpunkt der vorderen Bremse nicht prickelnd war, war aufgrund des aufgedruckten Herstellungsjahres 83 nicht verwunderlich.

Und während der Fahrt durch die Stadt fiel mir noch auf, dass die Temperaturanzeige doch deutlich über der Mitte zu stehen kam, Lüfter hörte ich aber keinen.

Okay – wer ein neues Motorrad will, muss ein Neues kaufen.

Zu Hause angekommen

…und gleich mal das Werkzeug raus. 10,9kg (gewogen!) an unnötigem Gerödel abgebaut. Topcase, Gepäckbrücke, Spritzlappen und Sturzbügel – weg. Später mussten dann noch die choppermässigen Gabelprotektoren weichen.

Sie da – eigentlich ein gar nicht so hässliches Motorrad hat sich da unter der Gepäckbrücke versteckt.

Erste Upgrades und kleines Service

Für die etwas matschige Bremse gleich mal bei Louis eine Stahlflexleitung geordert – natürlich, wegen dem Reglement – zur Selbstabholung in der Filiale.

Und wenn mal schon mal bei Louis ist, einmal 10W-40 und einen Filter bitte.

Macht das Budget zusammen um 74,33€ schlanker (das Öl wird natürlich aliquot berechnet – Genauigkeit ist bei dieser Challenge Pflicht!).

Am Wochenende dann die Ölschraube auf. OMG – die hat Arnie angeknallt. Zum Glück hat Honda wie immer eine robuste Qualität – kein Gewindegang kaputt. Klar, wenn man den Dichtring 5mal verwendet, braucht man mehr Drehmoment, damit es dicht wird… ☹

Das Öl wurde sogleich mittels Feinfilter gefiltert, FALLS da irgendwelche Metallteile oder grober Abrieb zum Vorschein kommen, will ich das natürlich wissen. Und was kam raus? Eine schwarze Plörre, hätte auch zu einem marokkanischen Taxi gepasst. Aber der Filter blieb sauber, kein Abrieb, keine Metallspäne, keine Bruchstücke.

Aber warum heult das Getriebe dann und lässt sich nicht so schalten, wie man es von einer Honda gewohnt ist?

Ölfilter war ebenso angeknallt, erst mit einem durchgeschlagenen Schraubendreher ließ sich der Filter zum Lösen überreden, das Öl wurde sauber aufgefangen und die Menge gemessen.

Hmm, 1.8 Liter? Stand da nicht was von 2,5L? Hab den Ölmessstab vorher ja nicht betrachtet – ein Fehler. War aber egal, der war ebenso bummfest zu und brauchte schwere Überredungskunst (=Gummihammer).

Neuen Filter drauf, Ölablassschraube mit neuem Dichtring, neues Öl rein, Pegel leicht über max (klar, der Filter muss sich erst füllen) – starten. Ölkontrollelampe geht aus, abstellen, nochmal Öl nachschütten bis genau auf den Max-Level. So soll das sein.

PROBEFAHRT

Ah – jetzt heult der erste Gang nicht mehr? Mal weiter fahren. Schalten flutscht? Na so was.

Wer hätte das gedacht? Das war mal eine günstige Reparatur. Freu mich schon aufs Gabelservice, da wird eine sauber durchgespülte Gabel mit frischem Öl sicherlich auch für Freude sorgen.

Und den Kardan mach ich morgen – versprochen Honda – das bist Du mir wert!

Eine genauere Begutachtung

…der Neuerwerbung hat dann im Werkzeugfach den zweiten Schlüsselsatz auftauchen lassen, was mich sehr freute. Anscheinend hat die Honda in ihrem Leben zuvor ausreichend Liebe und Zuneigung erfunden, was den wirklich guten Gesamtzustand erklärt.
Da werde ich mich mal bemühen, dass es ihr bei mir nie schlechter ergehen wird.